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Inspiration Ernährung - Mahlzeitenrhythmus und Stoffwechsel

Aktualisiert: 4. Okt.

Wie oft soll man essen? Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt? Oder nur zwei bis drei große Mahlzeiten? Oder doch strenges Intervall-Fasten mit 8h essen und 16h Essensverzicht? Der Versuch, sich über dieses Thema Klarheit zu verschaffen endet meistens in der völligen Verwirrung. Denn es gibt darauf viele plausibel klingende Antworten.


Gut nachvollziehbar ist zunächst sicherlich, dass Rhythmus nicht nur für die Musik sondern auch für unser gesamtes Leben von essentieller tragender Bedeutung ist. Da ist der Rhythmus von geboren werden und sterben, von Frühling Sommer Herbst und Winter, von Schlafen und Wachen, von Herzschlag zu Herzschlag wie auch von Einatmen und Ausatmen. Stellen Sie sich nur vor, sie würden unrhythmisch gehen (siehe Monty Pythons Ministry of Silly walks) oder unrhyhtmisch sprechen (stottern)– wir kämen nur langsam voran und es wäre sehr viel anstrengender uns zu verständigen.


Rhythmus ist Leben“


Dieses Zitat Rudolf Steines ist auf dieser Grundlage sehr gut verständlich. Denn ohne Rhythmen könnten unsere Körperfunktionen nicht ineinander greifen, unsere Empfindungen sich nicht entfalten und unser Geist keine Erkenntnisse durch zusammenhängende logische Vorstellungen gewoben aus Gedanken erfassen. Die Nahrungsaufnahme hingegen ist in uns etwas anders angelegt. Denn wir müssen zwar essen, aber unser Körper zwingt uns hier meist (!) nicht zu einem ganz bestimmten Rhythmus.

Wie ist nun der Mahlzeitenrhythmus am besten zu gestalten, damit unsere Bewusstseinskräfte uns frei und klar zur Verfügung stehen und sich keine körperlichen Unruhe Zustände einmischen oder Müdigkeit uns ablenkt? Maximilian Bircher-Benner hat dies in folgendem Zitat zusammengefasst:


Ernährung ist nicht das Höchste, aber Sie ist der Nährboden auf dem das Höchste gedeihen oder verderben kann.“


Um dieses Höchste im Menschen best möglich zu fördern und zur Entfaltung zu bringen, ist es wichtig zu verstehen, dass nach dem Essen die Nahrung im Verdauungstrakt vollständig abgebaut werden muss. Die Nahrung stellt für den Körper etwas zunächst Fremdes dar. Fremde Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate werden aufgenommen. Insbesondere die Eiweiße sind die Träger des Fremdartigen der Außenwelt. Warum werden die Eskimos nicht zu Fischen, wo sie doch hauptsächlich Fisch essen? Warum wird die Eule nicht zur Maus, obwohl sie nur Mäuse frisst? … Weil der Verdauungstrakt das Fremdartige und seine Qualität zwar sehr sorgfältig wahrnimmt, und dabei dennoch vollständig abbauen muss. Unser Verdauungssystem vollzieht einen Todesprozess mit der Nahrung der dazu dient, die einzelnen Bestandteile der Nahrung zu einem Nullpunkt zu führen, auf dass sie anschließend im bestaunenswerten Laboratorium der Leber wieder zu etwas eigenem aufgebaut werden können. Dieses neu Aufgebaute entspricht nun idealerweise voll und ganz unserer Individualität. Das Fremde wurde abgebaut und zu etwas Eigenem wieder aufgebaut.


Je konsequenter und sauberer dieser Prozess abläuft, desto weniger Störfaktoren müssen unsere Organe kompensieren und desto dynamischer gelingt das freie fließen unserer Lebenskräfte. Es wird dabei auch deutlich, dass dieser Prozess einen großen Einsatz von Verdauung und Stoffwechsel fordert. Nicht nur Verdauungsenzyme sind im Einsatz, sondern auch das Immunsystem muss bei jedem Bissen feststellen, ob die Nahrung behalten oder wieder abgestoßen werden muss (Erbrechen oder Durchfall). Es ist deshalb sehr günstig, wenn das Verdauungs-Stoffwechselsystem nicht ständig mit Nahrung=Aufgaben überflutet wird. Denn egal ob wir eine Mahlzeit oder nur einen Apfel essen: das gesamte System inklusive Immunsystem muss jedes mal wieder aktiviert und aus seiner Regenerations- und Verarbeitungsphase herausgerissen werden und die neue Nahrung wahrnehmen und abbauen. Es ist deshalb für den gesunden Menschen wie auch bei den meisten Stoffwechselerkrankungen (Ausnahme: Insulinpflichtiger Diabetes) günstig, zwei große vollwertige Hauptmahlzeiten zu sich zu nehmen und damit der Verdauung und dem Stoffwechsel genügend Zeit zu geben, die erhaltene Nahrung stressfrei abzubauen und zu individuellen körpereigenen Substanzen aufzubauen. Eventuell ist es für die ein oder andere Situation auch notwendig, eine kleine Zwischenmahlzeit einzubauen – wir sterben ja nicht wenn wir öfters essen. Jedoch sollte uns klar sein das ständiges Essen – sogenanntes Snacking – die Verdauung zu unsauberem Abbau der Nahrung zwingen kann, wodurch unser Stoffwechsel mit teilweise noch mit Fremdwirkungen belasteten Nährstoffbausteinen umgehen muss. Diese Fremdwirkung ist es insbesondere, die Müdigkeit, Energielosigkeit und Konzentrationsschwäche begünstigen.


Wann diese beiden Hauptmahlzeiten von uns eingenommen werden, liegt nun durchaus in der individuellen Veranlagung. Manche Menschen müssen mit einem Frühstück im Bauch aus dem Haus; andere hingegen bekommen erst gegen späten Vormittag Hunger. Es sollte in jedem Fall nicht stur nach Sprüchen wie „Morgens wie ein Kaiser, Mittags wie ein König und Abends wie ein Bettler essen“ gegessen und die Signale des eigenen Körpers überhört werden. Hören Sie auf Ihren Hunger, dann bemerken Sie recht bald wann es für Sie Zeit ist zu essen. Zur zweiten Hauptmahlzeit ist dann ein Abstand von ca. 8 Stunden ideal. Damit können sich die Organe erholen, der Verdauungskanal wird gereinigt und alle Nährstoffe können in Ruhe und fehlerfrei verarbeitet werden. Abends sollte am besten noch mindestens 3-4 Stunden vergehen, bevor Sie ins Bett gehen und das ganze Verdauungs-Stoffwechselsystem herunterfährt. Beispielsweise wäre 1.Hauptmahlzeit um 8 Uhr und zweite Hauptmahlzeit um 16 Uhr möglich. Oder erste Hauptmahlzeit um 11Uhr und zweite Hauptmahlzeit um 19Uhr.


Wenn wir unsere Energieaufnahme auf nur mehr zwei Mahlzeiten verlegen, müssen diese um so gut ausbalanciert und auch einen angemessen groß sein. Denn die Mahlzeit muss uns ca. 8h durch den Tag tragen. Sechs Stunden mit knurrendem Magen auf die nächste Mahlzeit zu warten ist unseren Bewusstseinskräften sicherlich auch nicht förderlich. Demnach sind Gerichte mit Vollkornprodukten, hochwertigen nativen Ölen, maßvoller Eiweißkomponente, hohem Gemüseanteil und etwas Obst sehr hilfreich, um die Sättigung über lange Zeit anzusprechen.


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